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AutorenbildUlrich Schlünder

Liebe Abonnenten des Schwarzen Kanals,

die linke Bewegung hat seit jeher eine besondere Obsession mit Sprache. Es hat sich der Glaube festgesetzt, dass man über die Wirklichkeit nur anders sprechen müssen, damit sie sich ändere. Eine Vorstellung, über die Karl Marx nur gelacht hätte, aber Marx wird ja heute links der Mitte auch nicht mehr gelesen.


Ständig werden Listen erstellt von Wörter, die als ausgemustert gelten („Zigeuner“, „Mohr“). Und gleichzeitig Begriffe kreiert (oder lieber noch Abkürzungen), die dem Fortschritt zum Durchbruch verhelfen sollen („LGBT“, „LBTQIA“, „Cis-Mann“, „Cis-Frau“). Den Eingeweihten gehen die Sprachneuerungen fließend über die Lippen – sie funktionieren wie Codes, an denen sich erkennen lässt, wer sich auf der Höhe der Zeit bewegt und wer nicht. 


Leider hat die Masse der Werktätigen weder die Zeit noch die Geduld, sich laufend mit den aktuellen Änderungen und Neuerungen vertraut zu machen, weshalb sie fortschrittsmäßig immer etwas hinterherhinkt, was ihr wiederum die Verachtung derjenigen einträgt, die voran marschieren. So dient Sprache wieder als das, als das sie immer schon diente: als Mittel, um soziale Grenzen zu markieren. Das Bedürfnis, sich anderen überlegen zu fühlen, ist tief in der menschlichen Natur verankert. Davon ist man auch  auf der Linken nicht verschont.


Herzlicher Gruß zum Wochenende

Ihr

Jan Fleischhauer

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