„In den letzten Jahren beobachte ich eine immer größere Diskrepanz zwischen dem, was Menschen bewegt und dem, was in der Öffentlichkeit behauptet wird, was Menschen bewegt.
Würde ein Außerirdischer bei uns landen und eine beliebige Zeitung aufschlagen, sich eine Verbrauchersendung anschauen oder in eine Polittalkshow reinzappen, so wäre er überzeugt, dass den Menschen in diesem Land kaum etwas wichtiger ist als Nachhaltigkeit. In jedem Werbeblock wünschen sich die Leute nichts sehnlicher als ihren gentechnikfreien Mango Lassi aus der Region zu trinken oder mit dem E-Auto ganz lässig zur Ladestation zu fahren um das Klima zu retten. Und dazwischen taucht George Clooney auf und trinkt einen Kapselkaffee aus 80% recyceltem Aluminium.
Was aber sagen die realen Zahlen? Derzeit ernähren sich nach eigenen Angaben 1,6 % der Deutschen vegan, 5,7 % aller gekauften Lebensmittel sind bio, der Anteil von Elektroautos liegt bei etwa 1% und der Konsum von strom- und ressourcenaufwändiger Unterhaltungselektronik ist seit Jahren stabil hoch.
Nachhaltigkeit spielt anscheinend bei der Mehrheit keine besonders große Rolle.
Damit will ich nicht sagen, dass das Thema unwichtig ist. Aber es brennt der großen Masse eben nicht unter den Nägeln. Es ist eine gut vernetzte, medial überpräsente Minderheit, die dieses Thema bespielt und den Eindruck erweckt, sie verkörpert die Mehrheit.
Oder anders gesagt: Mainstream ist nicht das, was die Mehrheit denkt, sondern das, was die Mehrheit denkt, dass die Mehrheit denkt.“
Comments